Stress und die Augen oder warum wir gerne in die Ferne sehen

Stress und die Augen oder warum wir gerne in die Ferne sehen

Hey Du, ja genau Du. Stell Dir bitte einmal vor, dass deine Frist zur Abgabe eines wichtigen Berichts am Ende des heutigen Tages abläuft. Du musst diesen Bericht unbedingt fertigbekommen. Los, los, los. Wild fliegen deine Finger über die Tastatur und plötzlich dein Kaffee über den Laptop. Der Computer streikt, die Uhr nicht. Unerbittlich zeigt sie an, wie der Tag immer kürzer wird. Der Laptop ist für den Augenblick nicht zu retten, aber vielleicht kann der Bericht am Computer des Kollegen noch rechtzeitig fertig geschrieben werden. Hektik und Stress überfluten deinen gesamten Körper wie zuvor der Kaffee die Tastatur. Wärend Du alles gibst die Abgabefrist einzuhalten, sind deine Pupillen geweitet, der Augeninnendruck ist erhöht und dein Sichtfeld eingeschränkt. Alles ist wie in einem Tunnel auf den Text und die Zeit fokussiert. Stress pur.

Empfinden wir Stress, dann beeinflusst das unser Nervensystem und unser Nervensystem wiederum beeinflusst unseren ganzen Körper. Auch unsere Augen. Das kann in einer einzelnen Situation sehr nützlich sein. Wir sehen fokussiert. Die Kollegen im Gemeinschaftsbüro verschwimmen dann hinter dem Bildschirmrand, unser Blick ist fokussiert und vielleicht gelingt es uns doch noch den Bericht rechtzeitig fertig zu schreiben. Empfinden wir jedoch dauerhaft Stress, dann wirkt sich das auch dauerhaft auf unsere Augen aus. Ein Thema, das auch in der Augenheilkunde immer mehr Beachtung findet.

Habe ich Dich jetzt mit dieser kleinen Gedankenreise gestresst?
Das tut mir leid. Ich mache es wieder gut versprochen.

Bitte stelle Dir jetzt einen Ort vor, an dem Du in die Ferne gucken kannst. Vielleicht stellst Du dir einen Blick aufs Meer vor, vielleicht den Blick von einem Berg ins Tal, den Blick über die Dächer einer Stadt, die Weite von Feldern oder ein ganz anderer Ort, an dem Du ein Stück dieser Welt im Panorama betrachten kannst. Das ganze Bild liegt vor Dir und Du kannst alles sehen (Panorama ist altgriechisch und bedeutet pan = alles und horao = sehen). Lass Dir Zeit diese Weite zu betrachten. Was macht dieser Weitwinkel mit Dir?

 

Die meisten Menschen empfinden Ruhe und Entspannung, wenn sie ihren Blick in die Ferne schweifen lassen können und sich einen Moment gönnen, um alles anzusehen. Wir setzen uns unser eigenes Weitwinkelobjektiv dann auf, wenn keine Gefahr lauert, wenn wir einen Moment Zeit haben. In diesen Augenblicken entfällt der Fokus unser Entspannungssystem springt an. In diesen Augenblicken erwarten wir keinen Säbelzahntiger hinter dem nächsten Baum oder einen Chef, der wütend wird, wenn wir die Frist nicht einhalten können. Wir erlauben uns unseren Blick genauso schweifen zu lassen wie unsere Gedanken.  

Beeinflussen wir unseren Körper, dann beeinflussen wir auch unser Nervensystem und unser Nervensystem beeinflusst unser Stressempfinden.

Lange Geschichte kurz: Empfinden wir Stress, dann fokussieren sich unsere Augen und unser Sichtfeld verengt sich. Sehen wir in die Weite, dann entspannen sich nicht nur unsere Augen, sondern unsere Nerven und unser Gemütszustand gleich mit. Daraus folgt, dass wir unser Stressempfinden positiv beeinflussen können, wenn wir im Laufe eines Tages immer mal wieder unserem Blick erlauben in die Weite schweifen zu dürfen – und sei es nur aus dem Bürofenster.   

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