Stress und Dein Herz oder die Messbarkeit eines Anpassungskünstlers
Die Tür zum Prüfungszimmer öffnete sich. Mit jedem Zentimeter mehr geöffneter Tür, spürte ich mein Herz immer deutlicher, lauter, schneller und gleichmäßig, wie ein Metronom schlagen. BUMM, BUMM, BUMM. Die mündliche Prüfung zu meinem zweiten Staatsexamen stand an. Meine Stresshormone tanzten kein Samba. Sie waren auf einer Techno-Party und mein Herz spielte einen lauten, gleichmäßigen Takt. Stress pur. Wer kennt das nicht? Wir kommen in Stress und merken, wie „uns die Pumpe geht“. Diese körperliche Anpassungsreaktion kann kurzfristig sehr nützlich sein. Vor allem dann, wenn wir vor einem Säbelzahntiger weglaufen müssen. Unser Körper stellt uns zusätzliche Energie bereit, unsere Sinne sind fokussiert und unser Herz schlägt kräftig und sehr gleichmäßig. Ist der Tiger dann in eine andere Richtung abgebogen oder der Prüfungsvorsitzende hat uns freundlich begrüßt, beruhigt sich unser Körper wieder. Unser Herz fängt an, ruhiger zu werden und unregelmäßiger zu schlagen. Nein, und damit meine ich keine Herzrhythmusstörungen. Ich rede von der sog. Herzratenvariabilität (HRV).
Sind wir entspannt, nimmt unser Herz es auch locker und variiert die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen stärker. Die HRV nimmt zu. Wir können diese Variabilität messen und damit Rückschlüsse auf unseren aktuellen „Stressstatus“ ziehen. So ist es zum Beispiel möglich, anhand von Biofeedbacks (Live-Aufnahmen) zu überprüfen, ob wir es mit Hilfe von Entspannungstechniken schaffen, unseren Körper zu entspannen und welche Technik uns besonders gut tut. Ab und an eine Techno-Party im Körper zu haben, stellt kein Problem dar. Ganz im Gegenteil. Wir brauchen auch Anspannung/Energie/Stress (wie auch immer Sie es nennen möchten) im Leben. Wir sind schließlich kein nasser Sack, der nur in der Ecke liegt und langsam vor sich hingammelt. Wichtig ist nur, dass unsere Körper es schaffen, auch immer wieder Ruhe einkehren zu lassen. Das Leben ist keine dauerhafte Abschlussprüfung und chronischer Stress kann uns ernsthaft krank machen. Es geht wie so oft um das Finden und Leben einer Balance. Wir können einen gesunden Umgang mit Stress erlernen – zum Beispiel mit Hilfe von Stresscoachings.
Kurze Geschichte noch kürzer: Die HRV ist ein Indikator für die Fähigkeit unseres Körpers, die Herzfrequenz den körperlichen und mentalen Anforderungen anzupassen. Wir können Stress und Entspannung sichtbar machen und mit diesen Erkenntnissen an einem gesunden Umgang mit Stress und damit auch an einer Verbessrung unserer Schlafqualität arbeiten.
Super verständlich. So eine Messung würde ich gerne einmal ausprobieren.
Es gibt verschiedene Tools für den Heimgebrauch, die super funktionieren. In meinen Coachings verwende ich auch – bei Bedarf – HRV Messungen, um zu sehen was funktioniert und was nicht.