Schlaf und die Matratze oder die Prinzessin auf der Erbse

Schlaf und die Matratze oder die Prinzessin auf der Erbse

„Es war ein Prinz, der erfolglos eine Prinzessin zum Heiraten suchte. Eines Abends erschien eine Frau an seinem Tor, die von sich behauptet, eine wirkliche Prinzessin zu sein. Um herauszufinden, ob dies die Wahrheit ist, wurde heimlich eine Erbse auf den Boden des Bettes und darauf zwanzig Matratzen gelegt. Als sich am nächsten Morgen die Prinzessin darüber beklagt, schlecht geschlafen zu haben, war der Beweis erbracht. Denn so empfindlich kann nur eine wirkliche Prinzessin sein.“

Man muss keine Prinzessin oder Prinz sein, um auf einer falschen Matratze schlecht zu schlafen. Neulich habe ich auf einer Luftmatratze bei einer Freundin übernachtet. Im Laufe der Nacht verlor sie Luft und ich meine Schmerzfreiheit im Rücken. Das kann man mal im Urlaub machen. Aber wir schlafen rund ein Drittel unseres Lebens und spätestens an jedem Morgen fühlen wir aufs Neue, ob wir in der Nacht gut gelegen haben. Unser Alltagsbett sollte den Bedürfnissen unseres Körpers entsprechen. Und es ist keine Prinzessin oder Prinzen Attitüde die Bedürfnisse des eigenen Körpers wahrzunehmen. Sagt unser Körper uns zum Beispiel immer wieder aufs Neue, dass der Rücken sich am Morgen nicht gut anfühlt oder ein verschwitztes Laken, dass die Wärmeregulation nicht gut funktioniert hat, dann könnte es Zeit dafür sein, sich damit auseinanderzusetzen, ob unser Bett und unser Bettzeug noch zu unserem Körper und unserem Bedürfnis nach Komfort (Ja ein bisschen Attitüde darf ruhig dabei sein) entspricht.  Unsere Körper sind individuell. Das sollten wir bedenken bevor wir eine „passt zu jedermann“ Matratze kaufen.  Wir sind unterschiedlich schwer, haben eine unterschiedliche Anatomie, ein unterschiedliches Wärmempfinden, Allergien und empfindliche Atemwege oder auch nicht, bevorzugen verschiedene Schlafpositionen und so weiter. Im Internet gibt es viele kluge Tipps und aber auch Märchen über den erfolgreichen Kauf von Matratzen. Wichtig ist vor allem, dass man seine eigenen körperlichen Bedürfnisse kennenlernt und sich überlegt mit welchen Ansprüchen man sich auf die Suche nach einer neuen Matratze macht, denn dann kann eine professionelle Beratung auch gut gelingen.

Es ist ratsam sich zu überlegen, inwieweit Kriterien wie physikalische und chemische Belastungen, Ergonomie, Mikroklima und der ökologische Fußabdruck für einen wichtig sind. Ein bedeutsames Kriterium sollte in jedem Fall sein, dass der Körper hinreichend vom Druck entlastet wird, indem durch die Matratze der Druck gleichmäßig auf den Körper verteilt werden kann. Jedes Mal, wenn der Druck – oftmals im Becken oder Schultergürtelbereich – zu groß wird, erhält unser Gehirn einen Weckreiz. Wir werden aufgefordert die Liegeposition zu ändern. In einem gewissen Maß ist ein kurzer Weckreiz normal und sogar wichtig, damit unsere Bandscheibenflüssigkeit sich gut verteilen kann. Zu häufig vorkommende Weckreize zerreißen jedoch unsern Schlaf. Wir erhalten weniger Tiefschlaf und fühlen uns am nächsten Morgen wie die Prinzessin auf der Erbse. Darüber hinaus kann eine schlechte Druckverteilung dazu führen, dass die Blutzirkulation gestört wird, die Muskeln übersäuern, einzelne Körperteile einschlafen (uh, schlafen im Schlaf – nicht gut) und wir uns am Morgen steif fühlen.

Ich möchte dazu ermuntern sich offen und unvoreingenommen mit dem Thema zu beschäftigen, wenn ein neuer Kauft ansteht. Nur weil man immer auf einer weichen oder harten Matratze geschlafen hat, bedeutet das nicht automatisch, dass das bisher die richtige Wahl war oder immer noch die richtige Wahl ist. Sich allein nach dem angegebenen Härtegrad zu orientieren, ergibt im Übrigen kein Sinn, weil es hierfür keine genormte Maßeinheit gibt. In einem Fachgeschäft sollte ein besonderer Wert daraufgelegt werden, dass die Wirbelsäule hinreichend entlastet wird, man sollte in Ruhe – auch ohne Verkäufer neben sich stehend – eine Matratze probeliegen dürfen und das Gefühl haben, dass die Beratung an die eigenen Bedürfnisse und nicht and den Verkaufsdrang angepasst wird. Es kann eine Hilfestellung sein, sich von jemanden beim Probeliegen – in der eigenen bevorzugten Schlafposition – fotografieren zu lassen, um zu sehen, ob der Körper hinreichend entlastet wird. Viele weitere Tipps zum Kauf einer für sich passenden Matratze kann man in dem Buch „Endlich richtig Ausgeschlafen“ von André D. Alesi und Dr. Lutz Graumann erhalten. Ich möchte hier an dieser Stelle betonen, dass die Preise für eine gute Matratze zwar majestätisch Hoch sein können, dass aber beim Kauf der für sich richtigen Matratze der Preis eine untergeordnete Rolle spielen sollte. Lieber sollte man auf die richtige Matratze hin sparen oder seine Tante fragen, ob sie einem etwas Geld leihen kann. Wir dürfen ruhig ein bisschen Prinzessin oder Prinz auf der Erbse sein. Wenn sich etwas an der Matratze nicht gut anfühlt, dann wird unser Schlaf niemals so gut sein, wie er sein sollte. Im Übrigen empfiehlt es sich gegebenenfalls zwei unterschiedliche Matratzen zu kaufen, wenn man sich das Bett mit einer anderen Prinzessin oder einem anderen Prinzen teilt. Es gibt heutzutage gute Möglichkeiten die „Besucherritze“ nicht zu einem unüberbrückbaren Hindernis werden zu lassen.

Und wenn sie nicht die Erbse unter den 20 Matratzen hervorgeholt haben, dann schlafen sie noch heute schlecht.

Lange Geschichte kurz: Unsere Körper, Schlafgewohnheiten, und unsere Kopfortempfinden sind unterschiedlich. Genauso unterschiedlich sind die Ansprüche, die wir an eine gute Matratze stellen sollten. Wir sollten unsere eigenen Bedürfnisse kennenlernen, uns bei der Beratung gut aufgehoben fühlen und beim Preis nach Möglichkeit nicht am falschen Matratzenende sparen.

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